Wer heute in der Stadt Lhasa nach dem Mythos des alten Tibet und dem „Ort der Götter“ sucht, wird ihn kaum noch finden. Zu sehr haben die chinesischen Bemühungen der „Heimholung in das Mutterland“ der Stadt zugesetzt. Es ist heute unübersehbar eine Stadt der Chinesen. Ganze Stadtviertel wurden bereits in den siebziger Jahren abgerissen – eine Notwendigkeit dazu mag durchaus bestanden haben, zum Beispiel wegen Baufälligkeit oder aus hygienischen Gründen. Dennoch: ein Teil der einst legendären Stadt auf dem Dach der Welt ist noch tibetisch. Grund genug, um genauer hinzusehen! Denn nicht alles, was eine Mönchsrobe trägt, ist auch dem Glauben verhaftet. Vieles ist nur scheinbar wieder hergestellt. Die Besichtigungsziele lohnen sich dennoch – alleine, um einen lebendigen Eindruck des ehemaligen Lhasa zu erhalten. Und auch, um den Tibetern zu zeigen, dass man sie nicht vergisst.
Vor allem andern ist es auch heute noch der Potala, Sitz aller Dalai Lamas, der die größte Anziehungskraft hat. Dieser gewaltige Bau erstreckt sich über einen Hügel hinauf und ist sicher eines der eindrucksvollsten religiösen Gebäude der Welt! Der Bau dauerte mehrere Jahrhunderte, denn jeder Dalai Lama ließ neue Teile anbauen. Unter den fast 1000 Räumen sind Schatzkammern, Empfangsräume und Kapellen sowie zahlreiche Wohnräume von Mönchskollegs zu finden. Der Jokhang ist auch heute Tibets heiligster buddhistischer Tempel, alle Straßen der ehemaligen Altstadt liegen um ihn herum. Gebaut wurde er im 7. Jahrhundert, um dem „Jowo“ Shakyamuni einen würdigen Ort zu geben. Er ist die heiligste Statue Tibets. Auf dem dazu gehörenden Rundweg, dem Barkor, sieht man immer wieder Tibeter, die sich niederwerfen und Gebetsmühlen drehen. Unter den Pilgern kann man die jeweiligen Landestrachten erkennen. Am Rande des Barkor findet ein Markt statt.
Der Sommersitz des Dalai Lama, der Norbulingka oder Juwelenpark, liegt vor den Toren der Stadt Lhasa. In welcher Inkarnation sein Eigentümer in ihn zurückkehren kann – niemand kann es sagen. Das Kloster Drepung zählte neben der Medizinschule auf dem Tschagpori zu den wichtigsten Studienorten Lhasas. Viele alte Klöster sind heute zerstört und Touristen sind nicht mehr zugelassen.