Berlin war immer eine Stadt, die aufregend war. In den Wilden Zwanzigern ging hier der Bär ab, später wurde die Stadt geteilt und man glotzte Schulklassenweise über die Mauer in den anderen Teil. Nun ist zusammengewachsen, was zusammengehört und Berlin erstrahlt in neuen Glanz. Und natürlich sind Späne geflogen, denn es wurde kräftig gehobelt. Eine Landeshauptstadt muss präsentabel sein, sie will den runderneuerten Glanz des modernen Deutschland repräsentieren.
Die Mischung neuer Glasbauten und Regierungsgebäude verstellt auch heute nicht den Blick auf das wahre Berlin: die ureigene Heimat des Berliners! Es ist – und bleibt hoffentlich – ein eigener Schlag Mensch. Er liebt den Zoologischen Garten und den Kurfürstendamm, den Alexanderplatz und das KaDeWe, das Brandenburger Tor und den Berliner Dom, weil sie Bestandteile seiner Identität sind. Gedächtniskirche, Gendarmenmarkt, Fernsehturm und Hackesche Höfe gehören zu seiner täglichen Kulisse, ebenso wie die malerischen Hinterhofcafes und Quartiere wie Kreuzberg. Ob nun jeder Berliner dem Wandel seiner Stadt positiv gegenüber steht, mag dahin gestellt sein. Vielleicht ist es einfach so, dass die Renovierung einer Fassade niemals das Herz verändern kann – und das ist gut so!
Die Geschichte Berlins und das, was die Stadt ausmacht kann bestenfalls bereichert werden. Ganz gleich, ob Sie nun als Tourist den Potsdamer Platz bestaunen oder den Reichstag – für den Berliner ist seine Stadt sein Lebenspuls, den er am Liebsten vom Balkon aus betrachtet. Wannsee und Spreewald sind seine ureigenen Reviere zur Erholung. Wer kann, der hat einen Kleingarten irgendwo. Die Nähe zu Potsdam schafft eine erweiternde Perspektive ins Grüne. In der Schorfheide kann man die unberührte Natur der märkischen Landschaft rund um den Werbellin-See finden. Nicht jeder ist heute mehr ein Berliner, um Kennedy zu zitieren – aber trotzdem ist Berlin, was es immer war: eine aufregende Metropole, auf die wir alle stolz sein können. Alle paar Jahre sollte man ihr einen Besuch abstatten.