Chemnitz ist eine Industriestadt – und zudem eine, der im Zweiten Weltkrieg der Garaus gemacht wurde, sodass kaum historische Bausubstanz erhalten blieb. Das ist umso tragischer, als der touristische Wert dadurch häufig ebenfalls als geschmälert angesehen wird. Doch das ist eine Fehlschaltung im Denken! Natürlich ist Chemnitz nicht s. reich an kulturellem Erbe wie andere Städte, aber abhaken sollte man die Stadt deswegen trotzdem nicht. Sie hat ein absolut eigenständiges Programm zu bieten!
Das Alte Rathaus wurde zwar seit dem Bau im 15. Jahrhundert mehrfach umgestaltet, lohnt aber dennoch einen Blick. Zu Füßen des Rathausturms findet man ein bemerkenswertes Renaissanceportal. Das Neue Rathaus steht direkt daneben. Sein Innenleben ist vom Jugendstil geprägt. Der Hohe Turm war im 12. Jahrhundert der Wohnsitz eines Stadtvogtes und gehörte später zum Alten Rathaus. Heute arbeitet hier der Chemnitzer Türmer. Die dreischiffige Jakobikirche sollte man ansehen gehen und auch das Siegert’sche Haus. Es ist ein viergeschossiges Bürgerhaus mit üppiger Fassade im spätbarocken Stil, das man in den Jahren nach dem Krieg wieder aufgebaut hat.
Als Industriedenkmal kann man das Fabrikgelände der Bernhardschen Spinnerei besuchen, die in der Klaffenbacher Straße liegt. Sie war eine der ersten maschinellen Baumwollspinnereien Sachsens. Erhalten geblieben sind das klassizistische Kontorhaus, die Fabrikschule, das Meisterhaus und die Fabrikhalle. Man wird in Chemnitz auf weitere Industriedenkmale dieser Art stoßen, unter anderem die Gießerei Richter, die Wandererwerke oder die Weberei Cammann. Sie alle verweisen darauf, dass man Chemnitz einmal das Manchester Sachsens nannte und mit rauchenden Schloten und Fabrikhallen gleichsetzte. Der Stolz auf den Beitrag der Stadt zur Industrialisierung ging soweit, dass man lieber seine Fabrik als sein Wohnhaus von bedeutenden Architekten konstruieren ließ! Die Fabriken aus der Jahrhundertwende sind daher die touristischen Glanzlichter dieser Stadt. Die Etablierung eines Industriemuseums und die Umwidmung alter Fabriken in neue Nutzungen erscheinen logisch. Heute setzt man in Chemnitz auf Hightech.