Fes ist eine der vier alten Königsstädte Marokkos und neben Marrakesch sicher auch die spannendste Stadt des Landes. Hier ist nicht nur die zweitälteste islamische Universität der Welt angesiedelt, sondern Fes war auch bis ins 20. Jahrhundert hinein die geistige Landeshauptstadt. Die Stadt liegt in einer fruchtbaren Ebene unweit von Meknes. Gegründet im Jahre 789 nach Christus, siedelten sich hier zunächst andalusische Flüchtlinge und Menschen aus dem tunesischen Kairouan an. Damals baute man für diese zwei Gruppen Siedlungen, die durch Mauern voneinander getrennt waren.
Der wirtschaftliche Aufschwung ließ wegen der strategisch günstigen Lage an zwei Handelsstraßen nicht allzu lange auf sich warten. Später riss man die Mauern ein und s. entstand der heutige Stadtteil Fes Bali. Die Blütezeit des Ortes begann im 13. Jahrhundert mit der Ernennung zur Hauptstadt der Meriniden. Nun wurde das heutige Stadtviertel Fes Djedid angelegt, in dem sich der Königspalast mit mehreren Moscheen befand. Auch das Judenviertel war hier angesiedelt. Der Einmarsch der Franzosen im Jahre 1911 brachte wiederum neue Bauherren in die marokkanische Stadt. Das Ergebnis waren zwei neue Stadtteile.
Man kann die Stadt heute in vier Gebiete unterteilen: Die alte Medina erstreckt sich über Fes El-Bali und Fes Djedid, das neue Viertel und der Stadtteil Dar Debibegh, der von den Franzosen angelegt wurde, liegen jenseits der Medina. Im alten Teil von Fes aus dem 9. Jahrhundert findet man genau das orientalische Flair, das man in der größten Medina Marokkos erwartet. Enge Gassen, alte Stadtmauern, Hammams, alte Ruinengräber und Mausoleen, verschiedene Koranschulen, malerische Souks aus dem 9. Jahrhundert mit Handwerkerstraßen und unzählige historische Sehenswürdigkeiten wie die Karaouine-Moschee oder die Moschee des Andalus aus dem Jahre 895. Die Anzahl der historischen Bauwerke ist s. groß, dass die UNESCO die Innenstadt von Fes zum Weltkulturerbe ernannte und bestrebt ist, die Sanierung einzelner Gebäude voran zu treiben.
Sein Auto sollte man allerdings stehen lassen. In den engen Gassen ist man per Pedes und mit einem kundigen Führer besser unterwegs. Den besten Überblick erhält man, wenn man die Medina auf einem Rundweg mit Aussichtspunkten umrundet, bevor man sich ins Getümmel stürzt. Zwischen zwei Stadtteilen ist der ehemalige Wesirspalast angesiedelt, der mit seinen Gärten zum Spazierengehen einlädt. Auch wer sich nicht s. sehr für archäologische Musen interessiert, dürfte im Museum marokkanischer Kunst Interessantes finden. Die Keramiken aus Fez sind weltbekannt. Und überhaupt wird Kunsthandwerk hier groß geschrieben. Insbesondere die Lederprodukte sind landesweit berühmt. Interessant, aber baulich weniger attraktiv ist die Kissaria, ein Soukviertel, in dem besonders kostbare Ware. verkauft werden.
Im Sommer veranstaltet die Stadt ein spektakuläres Festival geistlicher Musik mit einem Beiprogramm, das an Reichhaltigkeit keine Wünsche offen lässt.