Höhlenbewohner

Mancher hat zum Beginn eines Urlaubs einfach alles satt, besonders die zivilisierte Welt. Man will keinen Verkehr mehr sehen, keine zu nahen Häuserwände und vor allem keinen Schreibtisch mit Bergen von Akten und ständig schrillenden Telefonen. Möglicherweise ersehnt man eine Höhle, in die man sich verkriechen kann.

Nichts leichter als das! Wer die Sache wörtlich nehmen möchte, sollte Kappadokien zu seinem nächsten Reiseziel machen und in die Türkei fahren. Nicht nur gibt es hier eine phantastische Landschaft zu entdecken, sondern auch urige Höhlenhotels, historische Höhlenwohnungen und sogar ganze unterirdische Dörfer. Bisher hat man dreißig Dörfer entdeckt, wahrscheinlich gibt es noch weitere. Man sieht, dass Rückzug schon vielen Menschen ein Bedürfnis war und nicht erst in der Neuzeit! Früher waren es verfolgte Christen, die sich in abgelegene Landschaft flüchteten und in den Hügeln eingruben. Ihre Höhlenwohnungen waren so geschickt angelegt, dass sie neben Vorratshöhlen auch mehrere Ein- und Ausgänge besaßen, die man nach Belieben verschließen konnte. Man konnte dank der Vorratskammern notfalls wochenlang überleben und sich durch unterirdische Gänge in andere Höhlenwohnungen begeben, ohne dass jemand es mitbekam!

Höhlenangst darf man freilich nicht haben, wenn man nach Kappadokien kommt und ein Höhlenhotel bucht. Die Decken sind niedrig und Fenster gibt es natürlich auch oft nicht. Dafür aber muss man in Sachen Komfort auf nichts verzichten! Vor allem nicht auf angenehme Kühle, denn draußen ist es heiß. Eines dieser Hotels liegt nahe Urgup in Ayyali, ein anderes bei Göreme. Hier beteten vor langer Zeit byzanthinische Mönche um Rettung vor den Bedrohungen damaliger Zeiten. In der angegliederten Höhlenkirche kann man sogar heiraten! Weitere Höhlenhotels sind in den USA nahe Farmington, in La Cassa di Lucio in Süditalien oder nahe Granada in Spanien zu finden. Die Luxusversion eines Höhlenhotels findet sich auf der griechischen Insel Santorin. Na dann, entfliehen Sie!