Schlaraffia in Las Vegas

Wer kennt nicht aus seiner Kindheit die Mär vom Schlaraffenland, in dem man nur faul unter den Bäumen liegen muss, um an die höchsten Genüsse zu kommen. In den Flüssen fließen Milch, Wein und Honig, gebratene Hühner flattern einem direkt auf den Teller, die Häuser wurden aus Kuchen gebaut. Arbeit und jede Form von Fleiß gelten als Sünde und wer alt zu werden droht, stiegt einfach in den Jungbrunnen. Doch was wie ein traumhaftes Leben klingt, mutiert leicht zum Alptraum, wenn man es sich im realen Leben vorstellt. Völlerei ist nur als Vorstellung wohltuend! Und doch: die Vorstellung vom Leben im Überfluss bleibt in den Köpfen hängen. Wenn man ein Schlaraffia auf Erden sucht, liegt man möglicherweise in Las Vegas am Nächsten. Nicht nur vermittelt das Flair blitzender und blinkender Glücksspielhallen einen Überfluss, den man nur ergreifen muss ? die Stadt hat sich auch sonst dem Reichtum an Eindrücken verschrieben. Neben romantischen und kitschigen Hotels, in denen ägyptische Pyramiden, Wasserorgeln, Vulkane oder der gesamte Canale Grande nachgebaut wurden, sind es reichhaltige Shoppingerlebnisse und kulinarische Eindrücke, die einen anlocken. Der Schokoladenbrunnen im Hotel Bellagio addiert sich nun als optischer Reiz hinzu. Der Brunnen ziert seit Neuem den Eingang zur Patisserie von Jean Philippe. Das Kunstwerk ist fast raumhoch und rundherum in Glas eingefasst, die flüssige Schokolade fließt in drei Strömen aus vier Metern Höhe herab und duftet gar köstlich. Etwa zwei Tonnen weiße Schokolade, Vollmilch und Halbbitter landen am Ende in einem Becken, in dem sie erneut auf 50 Grad Celsius erwärmt werden, um die Fließgeschwindigkeit optimal einzustellen. Dabei wünscht man sich doch nichts anderes, als dass sie in den Mund fließen möchten. Ja, Schlaraffia ist eben doch nur ein Märchen!