Kurz vor der Grenze zum asiatischen Teil Russlands liegt die Stadt Nabereschnyje Tschelny mit ihren rund 510.300 Einwohnern. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Nabereschnyje Tschelny eine Stadt ohne große Industrie und mit nur einer Handvoll touristisch interessanter Ziele. Hauptwirtschaftszweig war bis dato die Landwirtschaft. Das änderte sich aber schlagartig, als man 1976 beschloss, hier ein LKW – Werk zu errichten. Seitdem ist Nabereschnyje Tschelny, das zwischen 1982 und 1988 auch mal kurzzeitig Breschnew (nach dem ehemaligen Generalsekretär der KPdSU) hieß, einer der wichtigsten Produzenten von LKWs, aber auch Panzern und Motoren. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Weltmeister der LKW-Rallye Paris – Dakar, Fidaus Kabirow, ein Sohn der Stadt ist.
Nabereschnyje Tschelny ist ein relativ moderner Ort, der sich nicht nur mit der Bewahrung seiner Traditionen befasst, sondern man blickt hier auch verheißungsvoll nach vorne, wie die zahlreichen Akademien, Universitäten, Hochschulen und Institute beweisen. Um die Bewahrung der Geschichte sorgt sich beispielsweise das Geschichtsmuseum von Nabereschnyje Tschelny. Kunst unter freiem Himmel kann man genießen, wenn man sich die vielen Metallskulpturen betrachtet, die der Künstler Ildar Khanow zu Zeiten der Sowjetunion hier gegossen und heimlich auf den Straßen der Stadt aufgestellt hatte. Damals verfolgt und verschmäht, zählen die Plastiken heute zu den wichtigsten Kunstschätzen von Nabereschnyje Tschelny.
Die Stadt Nabereschnyje Tschelny ist eher das Russland abseits der Touristenwege und der großen Handels- und Finanzmetropolen. Die Stadt wirkt auf den Betrachter etwas vergessen, aber nicht verloren, sie hat natürlich auch schöne Ecken, aber die sind nicht künstlich, sondern authentisch. Allerdings steht einem in dieser Stadt bei der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Bewohner der Sinn eh mehr nach persönlichen Kontakten als nach Philharmonie und Museum.