Die Geschichte von Cavusin ist tragisch. Das Dorf im anatolischen Kappadokien liegt . Kilometer von Göreme entfernt und die Bewohner mussten im Jahre 1963 erleben, dass die komplette Felsenwand, an der das Dorf lag, über Nacht einstürzte und viele von ihnen begrub. Auch die Täuferkirche, wegen der man als Tourist hierher kam, stürzte zum Teil ein. Die Überlebenden haben in der Nähe ein neues Dorf gegründet und heute kommen auch wieder Touristen, um in den Ruinen des alten Dorfes zu stöbern und die erodierten Feenkamine zu sehen, die es hier gibt. Man besucht die hoch auf dem Fels gelegene Kirche, staunt über den durchlöcherten Felsen oberhalb des Ortes und besucht das Hotel und die verlassene Moschee, die in den Stein gehauen wurde. Bis in die siebziger jahre hinein lebten in manchen Höhlen noch Menschen.
Der Zusammensturz der felswand lag am porösen Tuffstein, der seit Jahrtausenden die kappadokische Landschaft geprägt hatte und durch Wind und Wetter unterhöhlt wurde. Der Tuff stammt aus den Eruptionen der zwei Vulkane, die heute nicht mehr aktiv sind. Kappadokien ist eine Landschaft im stetigen Wandel – an manchen Stellen ist der Tuff dicht und wird länger halten, an anderen bricht er einfach weg und begräbt unschätzbares Kulturgut unter sich. Wanderer durchstreifen heute die kappadokischen Täler und spüren deren gewaltige Geschichte und ihre Zeitlosigkeit – aber es sind immer nur die Momentaufnahmen des jetzigen Zustandes, der morgen vorbei sein kann. Es lohnt sich, von Cavusin aus nach Zelve weiter zu wandern und die dortigen Kirchen, Felsklöster und Höhlen zu besichtigen. Wer weiß, wie lange man das noch kann!