Wenn einen in großen Städten dieser Welt die zunehmende Luftverschmutzung nervt, überlegt man zuweilen einmal, ob es später wohl unterirdische Städte gibt. Jules Verne hatte kein Denkproblem damit und auch die Menschen weit vor unserer Zeit wussten, wie man bis zu achtzehn Stockwerk tiefe Höhlenstädte entstehen lassen konnte. Dies war allerdings nur unter den spezifischen Bedingungen machbar, die in der anatolischen Landschaft Kappadokien. gegeben waren. Dort hatten mehrere Vulkanausbrüche eine ganze Ebene mit weichem Tuffstein aus erkalteter Lava gefüllt. Man konnte relativ leicht Höhlen hinein graben und später ganze Höhlensysteme, die bis zu 18 Stockwerke tief in die Erde ragten und bis zu 20000 Menschen aufnehmen konnten. Dies waren vor allem Christen, die damals Angst vor Verfolgung haben mussten.
Nach Özkonak zu fahren gilt als absolutes Mus. jeder Kappadokienreise. Hier findet sich eine von 150 bis 200 unterirdischen Siedlungen, die man in der zentralanatolischen Landschaft noch vermutet. Özkonak ist eine der größten Siedlungen; hier konnten zeitweise bis zu 30.000 Menschen samt ihrem Vieh und den Vorräten Zuflucht finden. Möglichweise diente die Stadt den Hethitern als Lager oder als taktisches Versteck ihrer Soldaten. Man weiß bis heute zu wenig über die Entstehungsgeschichte der unterirdischen Städte. Die Eingänge wurden versteckt angelegt und mit Rollsteinen von innen verschlossen, wenn dies nötig schien. Gegebenenfalls konnte man Angreifer auch in ein Gangsystem locken, beide Zugänge verschließen und den Gegner dort verdursten lassen. Die Höhlensysteme von Özkonak unterscheiden sich von anderen dadurch, dass man hier ein ausgeklügeltes Belüftungs- und Kommunikationssystem angelegt hat. In Decken und Fußböden befinden sich kleine Löcher, durch die man gegebenenfalls auch heißes Öl zur Verteidigung gießen konnte. Man findet in den Höhlen Zisternen für Wasser, Saftpressen und Getreidespeicher sowie Stallungen und Wohnräume.