Vermutlich kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie sehr Städte und Regionen einstmals von der Lage an einer Karawanenstraße profitiert haben. Im Zeitalter unzähliger Einkaufsmöglichkeiten und des Internet verwischt sich die Sicht auf die damalige Welt immer mehr.
Doch in Tokat, im Osten der Provinz Amasya an der türkischen Schwarzmeerküste, weiß man noch um die kulturelle Bedeutung und den finanziellen Wohlstand, der die Karawanenstraße von Trabzon nach Persien mit sich brachte. Bis in die späte osmanische Zeit hinein war der Handel hier vordringlich. Die Moscheen, Basare und Karawansereien sind noch heute Belege dafür. Tokat wird von einer Burgfeste aus byzanthinischer Zeit überragt, die später auch andere Herrscher benutzt haben. Die Kanone mit dem arabischen Signum der deutschen Firma Krupp deutet das bereits an. Sie dient heute nicht mehr kriegerischen Zwecken, sondern wird im alljährlichen Ramadan Fastenmonat abgeschossen, um das Ende der täglichen Fastenzeit anzukündigen.
Zu den schönen Sehenswürdigkeiten gehören heute die Bauwerke aus der seldschukischen Zeit. Insbesondere die Gök-Medrese ist bemerkenswert. Sie beherbergt heute ein Museum mit archäologischen Funden aus phrygischer und hethitischer Zeit. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Pervane Badehaus aus dem 13. Jahrhundert, die Sentimur-Türbe aus dem 14. Jahrhundert, die Pir Ahmet Moschee aus dem 15. Jahrhundert und das Pervane-Bey-Krankenhaus. Berühmt war Tokat seinerseits nicht nur für schöne Keramiken, sondern im Mittelalter auch für gute Kupferschmiede. Man findet auch heute noch schöne Teile im Basar. Auch die Produkte der Weberei und Lederverarbeitung sowie die Weine der Region sind sehr gefragt.
Die Landschaft um Tokat ist fruchtbar und von Obstplantagen und Weingärten gekennzeichnet. Als Ausflugsziel bietet sich die kleine Stadt Niksar an, die einstmals Neocaesaraea hieß und zahlreiche seldschukische Bauwerke beherbergt. Schon allein die Fahrt dorthin erfreut durch eine herrliche Landschaft. Niksar war in der Antike recht bedeutend. Der Heilige Gregorius stammt aus diesem Ort, der sogar eine Weile als Hauptstadt eines Fürstentums erblühte. Aus dieser Zeit um 1145 stammt auch die Ulu Camii, eine der ältesten Moscheen der Türkei. Außerdem finden sich zahlreiche Brücken, Grabmale, Moscheen und türkische Bäder.