Wer länger in Tunesien Urlaub macht und sich zudem für historische Ausgrabungsstätten interessiert, der sollte sich neben der Besichtigung des archäologischen Parks von Karthago und der römischen Ausgrabung Dougga Thugga auch auf den Besuch in Kerkouan einstellen. Die hiesigen Ausgrabungen sind rein punisch. Sie gehören zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten in Nordafrika und geben wertvolle Aufschlüsse über das Leben der Punier in damaliger Zeit. Wahrscheinlich ist es sogar die einzig erhaltene punische Stadt überhaupt. Die Punier siedelten hier bereits im späten 4. Jahrhundert vor Christus und bauten eine großflächige Stadt.
Kerkouan war damals dicht bebaut und von einer Stadtmauer umgeben. Man kann heute noch erkennen, dass die Häuser Höfe hatten und mit Mosaiken und Badewannen ausgestattet waren, was auf relativen Wohlstand hindeutet. Außerhalb der Stadt gab es mindestens vier Totenfelder. Der Ort wurde nur hundert Jahre später, im Ersten Punischen Krieg, zerstört und nie wieder aufgebaut. Im Unterschied zu anderen Städten unternahmen die Römer aus unbekannten Gründen keine Anstrengungen, Kerkouan als Handelsort zu nutzen und mit eigenen Bauten auszubauen. Man lebte im damaligen Kerkouan von der Fischerei, der Herstellung von Töpfereiprodukten und der Purpurmanufaktur. Dass Handel mit anderen Orten betrieben wurde, darf als sicher gelten. Verschiedene gefundene Gefäße aus anderen Regionen und Ländern deuten darauf hin.
Kerkouan liegt auf der Halbinsel Cap Bon. Man hat hier seit Mitte der fünfziger Jahre Ausgrabungen unternommen. Obwohl der Ort halbmondförmig an einer Bucht an der Küste lag, hat man bisher keinen Hafen finden können. Man vermutet daher, dass es an anderer Stelle einen Hafen gab oder dass der fehlende Hafen ein Grund war, den Ort verfallen zu lassen.