Medenine ist eine dieser Städte auf Erden, die weitaus mehr touristische Sehenswürdigkeiten besitzen könnten, wenn man sie nicht zu einer bestimmten Zeit als unwichtig und nicht erhaltenswert abgerissen hätte. Die Stadt im Süden Tunesiens war einst eine Berber-Metropole für den einflussreichen Berberstamm der Querghamma und in vorkolonialer Zeit auch ein wichtiger Marktort und Handelsplatz, der am Rande wichtiger Karawanenwege lag.
Unter französischer Besetzung baute man die Stadt zu einer Garnisonsstadt aus. Heute versammeln sich die Häuser Medenines rund um das ausgetrocknete Flussbett de Wadi Smar. Die Geschäfte im Ort bieten ein reichhaltiges Angebot kunstgewerblicher Erzeugnisse an. Die Souvenirläden liegen in den letzten erhalten gebliebenen Ksars, den Innenhöfen der s. genannten Ghorfas.
Früher gab es in der großen Altstadt von Medenine 35 davon, in denen man mehr als 6.000 solcher Ghorfas vorfand. Bei diesen handelte es sich um eine spezielle Art von Getreidespeicher mit Tonnengewölbe, den die Berber benutzten. Sie konnten bis zu sechs Stockwerke hoch sein und wurden in Kriegszeiten wegen ihrer soliden Bauweise auch zum Schutz der Bevölkerung eingesetzt. Man wohnte aber unter normalen Umständen nicht darin. Wären sie alle erhalten geblieben und restauriert worden, wäre Medenine heute ein touristischer Anziehungspunkt erster Güte. Doch unter dem Zwang der Modernisierung fielen die meisten Ghorfas dem Bagger zum Opfer.
Zwischen Medenine und Tataouine findet man auch heute noch zahlreiche Berbersiedlungen mit Ghorfas. Daher bietet sich der Ort heute zumindest als Ausgangspunkt von Fahrten in umliegende Dörfer an. Vor allem die malerischen Ortschaften des Hadargebirges sind Ziel hier vorbeikommender Reisener.