Die Oase Tamerza

Oasen sind seit jeher ein Faszinosum. Inmitten öder und endloser Landschaft bieten sie nicht nur rettendes Wasser, sondern auch alles an Leben, was man draußen im heißen Sand und staubigen Geröll der Wüstenlandschaft vermisst hat: Nahrung, Kultur und Religion. Nicht alle Oasen waren reich. Tamerza war die größte der drei Bergoasen.

Die kleine Oase in der von Schluchten durchzogenen Bergregion des Djebel en-Negueb war bereits den Römern bekannt. Sie nutzten sie als Teil des Limes, der als Grenzbefestigung gedacht war. Auch heute beherbergt die Oase nur 1.600 Bewohner. Der alte Teil des Dorfes wurde in den sechziger Jahren von einer Flut weggespült, die nach starken Regengüssen entstanden war. Der neue Ortsteil liegt etwas weiter entfernt. Man kann heute ungestört in den Ruinen des alten Dorfes herumspazieren, sich vorstellen wie das Leben hier einmal gewesen ist und die Natur genießen. Die Tatsache, dass man die Marabouts noch heute pflegt und besucht, sagt etwas über die Traditionen aus.

In der Umgebung von Tamerza findet sich einer der wenigen Wüstenwasserfälle. Ihn zu sehen, verlangt allerdings einiges an Kletterkunst. Oberhalb des alten Dorfes liegt eine Felsenenge, hinter der eine Schlucht liegt. Klettert man hinab, findet man in einem weiten Tal eine Quelle und einen kleinen Wasserfall. Filmfans werden vielleicht erkennen, dass ein Teil des Filmes „Der englische Patient“ hier in Tamerza gedreht wurde. Die Bewohner des Dorfes haben inzwischen die anreisenden Touristen als Geldquelle erkannt und sind begierig, mehr von ihnen hierher zu bringen. Daher restauriert man nun einige Gebäude und hat mehrere Hotels aller Preiskategorien gebaut. Wer einen Mietwagen hat, kann die Straße über den Djebel en-Negueb befahren, an deren schönsten Stellen Aussichtspunkte eingerichtet wurden. Hier findet sich ein zweiter Wasserfall.