Ob früher alles besser war, sei dahin gestellt. Jede Zeit hatte ihre Reize und Schwächen. Doch wenn Sie hin und wieder mal in die glorreiche Vergangenheit abtauchen mögen, kann eine Städtereise in eine architektonische Preziose wie Brügge in Belgien wie eine Zeitreisen wirken. Manche Städte locken mit einer ultramodernen Skyline, Brügge mit historischen Bauten.
Man merkt, dass historische Bausubstanz in dieser Stadt immer mit Liebe behandelt wurde! Das Stadtbild hat sich seit dem späten Mittelalter kaum verändert. Es kommt einem vor, als sei Brügge vor mehreren Jahrhunderten in einen Dornröschenschlaf gefallen. Fast verwunschen wirkt die Stadt mit ihren zierlichen Stufengiebeln, Türmchen und Winkelgässchen. Das Schöne ist: Brügge ist herrlich überschaubar und Hochhäuser sucht man vergebens. Selbst neue Hotelbauten müssen sich dem Altstadtflair anpassen. Als Neubau gilt in Brügge jedes Gebäude, das nicht mindestens 200 Jahre auf dem Buckel hat!
Als man das eindrucksvolle gotische Rathaus errichtete, gehörte Brügge zu den reichsten und bevölkertsten Städten des Kontinents. Die Lagerhäuser am Binnenhafen platzten aus allen Nähten, berühmte Zeitgenossen lebten in der Stadt und mancher Banker ließ seine Kutsche vergolden. Die Liebfrauenkirche wirkt heimelig. Michelangelos Madonna mit Kind lockt auch heute zahlreiche Bewunderer an. Die wichtigen Museen der Stadt liegen gleich im die Ecke! Hier versammeln sich die Gemälde so berühmter Maler wie Hieronymus Bosch, Jan van Eyck, Pieter Bruegel d. J. oder Rogier van der Weyden. Den Lauf der Geschichte kann man auch im Brangwyn-Museum verfolgen. Hier versetzt einen eine Spitzenkollektion in die Zeit zurück, in der das einst so glanzvolle Brügge verarmt war. Die Hälfte der Bevölkerung lebte von Almosen, mehr als 10000 Frauen stellten für einen Hungerlohn feinste Spitzen her. Dank eines Buches erwachte die Stadt aus dem Dämmerschlaf: die Novelle "Bruges-la-morte" von Georges Rodenbach erweckte 1892 das Interesse von Touristen - und Brügge blühte wieder auf!
Zu den vielen Zielen in dieser belgischen Stadt gehört das St.-Jans Hospital mit originaler Ausstattung. Im Beginenhof kann man sehen, wie die Beginen früher lebten. Das Wort Börse für Geldhandel geht wohl auf den Namen der Familie ter Beurse zurück, die im Geldhandel tätig war! In der Vlamingstraat steht ihr ehemaliges Haus. Das Volkskundemuseum am Rolweg bietet eine spannende Sammlung historischer Gegenstände. Vom Belfried am Grote Markt kann man einen Blick über die ganze Stadt tun! Der Kirchenschatz der Heilig-Blut-Basilika umfasst auch einen Kristallflakon mit einigen Tropfen des Blutes Christi. Mehr Historie geht wohl kaum!