Pilgern light
Bußfertigkeit oder heilige Versprechen nach einer schweren Erkrankung sind es heute nicht mehr, die einen Urlauber als Pilger auf die Sandalen bringen. Vielmehr ist es häufig sportlicher Ehrgeiz oder die Attraktivität einer großen Anzahl von Sehenswürdigkeiten entlang einer meditativ-schönen Strecke, die Pilgerreisen bei den Deutschen heute beliebt machen. Nachweislich hat auch das Buch ?Ich bin jetzt mal weg? von Hape Kerkeling einen Boom ausgelöst. Dass es noch keine Pilgerreiseführer gibt, erkannte jetzt endlich ein Verlag und nahm sich der Sache an!
So ganz genau nimmt man es heute mit der Pilgerei nicht mehr! Wo man früher die gesamte Strecke per Pedes absolvierte und unterwegs reichlich Spenden hinterließ, geht man heute nur noch Teilstrecken und fährt den Rest gemütlich ab. Mancher modern denkende Urlauber plant sogar einen Flug über die Pilgerziele, um dem Himmel etwas näher zu kommen! Jedes Jahr buchen 300 Millionen Menschen religiöse Reisen und Pilgertouren. Der Spitzenreiter unter den angesagten Pilgerzielen ist auch heute der berühmte
Jakobsweg in Spanien. Das Ende der beschwerlichen Reise war und ist Santiago de Compostella.
Dass wir uns in der Alltagshektik immer öfter verloren gehen und das Gefühl haben, gelebt werden statt zu leben, kann den Jakobsweg auch heute inhaltlich füllen. Die Zahl derer, die sich mit einer Pilgerreise ihrer Sünden entledigen wollen, schrumpft allerdings. Dafür steigt die derer, die sie begehen! Als einer der drei traditionellen christlichen Pilgerwege, dessen historische Sehenswürdigkeiten tiefe Blicke in die Geschichte ermöglichen, ist der Jakobsweg auch heute wichtig. Wer nach langer Wanderung in der Kathedrale von
Santiago de Compostella angekommen ist, fühlt Erhabenheit - und ein Glücksgefühl, das er konservieren sollte!