Tinos, die etwas andere Insel

Heilig, so nennen die Griechen die Insel Tinos in den Kykladen. Hier bekam eine Nonne in einem Kloster eine Vision, in der ihr eine Stelle beschrieben wurde, an der sich eine alte, bisher unbekannte Madonnen Ikone befinden sollte. Da der Zeitpunkt des Fundes mit der Befreiung von der türkischen Herrschaft über die Insel zusammenfiel, wurde dies als Zeichen des Himmels betrachtet. Heute steht eine eigens zu Ehren der Ikone erbaute prächtige orthodoxe Kirche in der Hafenstadt der Insel, die gegenüber von Mykonos liegt. Es ist kein Ort des Massentourismus, denn riesige Hotelbauten oder Allinclusive Urlaube gibt es hier nicht. Außer in dem Hafenstädtchen ist es eher beschaulich. Wer seine Ruhe will, auf Mallorca, Bellinzona oder Costa Brava Strände verzichten kann, der ist hier richtig. Ein echter Insel-Grieche hat es nie gern weit vom Strand zur Taverne, so findet mann in den kleinen Buchten mit glasklarem Wasser heute noch kleine Tavernen, in denen es sich herrlich speisen und genießen lässt. Ferienwohnungen sind hier günstig zu haben, doch in den Monaten Ende Juli oder Mitte August ist Vorsicht geboten, den Tinos gilt als das griechische Pendant zu Lourdes. An den Feiertagen, sie sind in jedem Kalender oder im Internet einzusehen, versammelt sich hier halb Athen. Eine Besonderheit bietet auch das Dorf Pirgos auf der Insel Tinos. Es ist die Wohnstätte unzähliger Marmorbildhauer, der auf dieser Insel in den wunderbarsten Ausführungen vorkommt. Gleichsam berührt ist man von der Gelassenheit der Einwohner auf Tinos. Wird ein Termin um 10:00 Uhr vormittags vereinbart, kann es schon mal 11:00 Uhr werden. In der kleinen Post eines Dorfes hing ein großes Schild Rauchen verboten, doch der Postbeamte saß fröhlich hinter seinem Schalter, rauchte gemütlich eine Zigarette, trank seinen Kaffee und hielt ein Schwätzchen mit einem Bekannten. Auf den Straßen kann es geschehen, dass hinter der nächsten Kurve ein Bauer auf seinem Esel reitet oder einige Ziegen gerade die Straße überqueren. Das bedeutet langsam fahren, warum auch nicht, hier hat jeder Zeit. Fast jeder. Und das kann Erholung pur sein. Mir war es das wert, ein dreiviertel Jahr auf dieser Insel zu verbringen. Es war mein bisher schönster Urlaub. Geschrieben von Fritz Bernhard T. aus Mudau