Venedig - ohne dieses Erlebnis könnte man nicht weiterleben

Früher sagte man ?Venedig sehen oder sterben? und machte so deutlich, dass man ohne dieses Erlebnis nicht weiterleben könnte. Heutzutage gilt die italienische Lagunenstadt als dem Untergang geweiht. Man besucht sie besser nur zu bestimmten Jahreszeiten, weil den Kanälen sonst ein wenig feiner Duft entströmt. Dennoch: auch heute ist Venedig jede Reise wert und man wünscht sich, dass ein Wunder geschieht und die Stadt durch Investoren vor dem Untergang bewahrt werden kann.

Der Gondoliere verkörpert Venedig wie kein anderer Menschenschlag! Um zahlreiche Gondolieri zu erleben, sollte man im Mai nach Venedig reisen. Dann nämlich findet alljährlich die Regatta ?Vogalonga? statt. Freizeitkapitäne aus aller Herren Länder versuchen sich dann auf einer 30 Kilometer langen Strecke als Gondolieri. Teilnehmen dürfen nur Boote, die per Muskelkraft angetrieben werden. Bereits seit 1974 wird dieses Spektakel in der Lagunenstadt veranstaltet und erfreut sich größter Beliebtheit. Wenn die Kanone am Markusplatz den Stadtschuss gibt, beginnt ein farbenfrohes Getümmel mit 6000 Teilnehmern. Von den Straßencafes an der Rialtobrücke aus kann man es gut beobachten ? wenn man früh genug einen Platz erkämpft hat! Man erinnert mit Grausen den Sturm, der die Regatta 2009 zu einem feuchten Vergnügen machte, bei dem etliche Boote kenterten. Dieses Jahr werden hoffentlich mehr Teilnehmer das Ziel erreichen!

Mitmachen darf bei dieser Regatta übrigens jeder, der sich die 30 Kilometer zutraut. Jugendliche unter 16 Jahren benötigen einen Erwachsenen als Begleitperson. In der Villa Farsetti auf San Marco darf man sich noch bis zum 22. Mai anmelden. Man trifft sich bereits vorab in Internetforen und organisiert den Transport der Boote in die Lagunenstadt. Fans bilden Fahrgemeinschaften und bierselige Teams bauen lagunentüchtige Flöße zusammen. Kenner warnen, ohne ausreichendes Training auf die Strecke zu gehen. Hier geht es nicht um den schnellen Sieg, sondern um das Mitmachen ? aber das wird durch Wind und Kabbelwasser oft erschwert! Wer am Schluss am Markusplatz ankommt, erhält so oder so eine Medaille! Entstanden ist diese skurile Regatta übrigens als Protest gegen die Motorschifffahrt, die in den Lagunen zunehmend für Lärm und Bauschäden sorgte. Mittlerweile sind Tempolimits und Radarfallen für die Motorboote installiert worden. Gondolieri aber singen und schippern traditionell gemütlich die Lagune entlang! Das hat doch was!