Der Künstler Cy Twombly ist vielen Menschen in Deutschland gar nicht bekannt, insbesondere denen über Fünfzig. Umso interessanter ist es da, dass in Österreich derzeit eine umfassende Werkschau des wichtigsten Vertreters des Abstrakten Expressionismus eröffnet wurde. In Wien werden bis 11. Oktober dieses Jahres mehr als 200 Werke aus unterschiedlichen Schaffensperioden des US-Amerikaners gezeigt. Twombly ist mittlerweile 81 Jahre alt und lebt seit den Fünfzigern im italienischen Ort Gaeta bei Rom.
Diverse Arbeiten dieser Ausstellungen waren noch nie zuvor zu sehen! Im Gegensatz zu früheren Ausstellungen zu Twomblys Werk beschränkt sich das Wiener MUMOK bei der ersten Werkschau in Österreich nicht auf eine bestimmte Schaffensperiode. Neben den bekannten und oft großflächigen Malereien sind erstmals auch Skulpturen, Zeichnungen und weitgehend unbekannte fotografische Arbeiten zu sehen. Auch wenn das bei uns nicht so bekannt ist, erzielen die Werke des als scheu geltenden Künstlers mittlerweile Preise zwischen 5 und 15 Millionen US-Dollar. Viele der in Wien gezeigten Bilder entstammen privaten Sammlungen, manche auch der Sammlung des Künstlers selbst. Außerhalb der USA galt bisher die Twombly-Sammlung im Münchner Museum Brandhorst als die Bedeutendste.
Cy Twombly zählt neben Franz Kline, Helen Frankenthaler, Willem de Kooning, Robert Motherwell und Jackson Pollock zu den bekanntesten Vertretern des Abstrakten Expressionismus in Amerika. Bekannt wurde er unter anderem für seine schriftzugartigen und filigran wirkenden Kritzeleien, die einen Bezug auf die Moderne Graffitikunst herstellen. Mythologische Themen entstammen seinen Mittelmeer- und Nordafrikareisen. Ein Bonmot kennzeichnet den Malstil des Amerikaners. ?Wenn man einen Twombly besitzt, kann man nie sicher sein, ob er nicht nach zwanzig Jahren plötzlich noch einmal vorbeikommt, um das Bild neu zu übermalen.? sagte einer seiner Galeristen. Auch der Hang zum Monumentalen ist für Twombly typisch. Die Ausstellung in Wien ist lohnenswert und konfrontiert einen mit der Vielseitigkeit des zeitgenössischen Künstlers.