Wenn Sie mal wieder in Innsbruck sind, sollten Sie dem dortigen Glockenmuseum in der Leopoldstraße einen Besuch abstatten. Es gibt nicht nur Einblicke in eine lange Tradition, sondern vermittelt auch Interessantes zu einer Profession, die für das menschliche Leben wichtiger war als wir heute denken. Eingerichtet wurde das Museum 1993.
Die erste Glocke Österreichs wurde im Jahre 1599 im Ötztal gegossen. Die damals gegründete Glockengießerei Grassmeyr besteht noch heute. Später wurde sie nach Innsbruck verlegt, wo sie seit 1836 ihren Sitz hat. Mehr als 6000 Kirchenglocken wurden hier schon angefertigt und läuten heute in mehr als 100 Ländern bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen sowie an hohen Feiertagen. Damit ist die Glockengießerei Grassmeyr eine der meist beschäftigten der Welt! Heute kann man den Angestellten bei der Arbeit zusehen und anschließend das angeschlossene Glockenmuseum besuchen. Die Fertigung einer Glocke dauert etwa einen Monat, das Gewicht kann bei mehreren tausend Kilo liegen - je nach Größe und gewünschtem Klang. Manchmal müssen sogar ganze Glockenspiele zusammengestellt werden, deren Klang exakt aufeinander abgestimmt werden muss, damit sie am Ende eine Melodie spielen können. Eine spezifische Form des Glockenspiels ist das Carillion. Jede Glocke hat eine eigene Persönlichkeit und Note, keine zwei gleichen sich. Die Grassmeyrs hegen seit Langem den Traum, eines Tages die ?Stradivari unter den Glocken? zu gießen. Daran kann man sehen, dass auch das Glockengießen nicht nur ein Job ist, sondern Hingabe, Experimentiergeist und Begeisterungsfähigkeit verlangt.
In der Mitte des Glockenmuseums von Innsbruck liegt eine sechs Meter tiefe Grube, in der die Glocken gegossen werden. Dazu muss zunächst eine Lehmform entwickelt werden, in die man dann das Metall gießen kann. Da nicht ständig Glocken gegossen werden, können Besucher in einem Film verfolgen, wie der Prozess abläuft. Im Klangraum kann man dann mit verschiedenen Klöppeln Klänge an Glocken erzeugen. Unter Wasser kann man den gewaltigen Vibrationen nachspüren, die beim Klang einer Glocke entstehen. Es hat für viele etwas archaisches, Kirchenglocken zu hören. Im Glockenladen kann man Glocken zum Mitnehmen kaufen ? im Notfall eine Kuhglocke.